Mit dem Westspangelauf war für die Meisten von uns die Saison 2015 zu Ende. Jetzt beginnt die Zeit der Regeneration: einfach mal laufen ohne ständigen Blick auf die Uhr (des Läufers Freund und Feind) oder mal eine Trainingseinheit ohne schlechtes Gewissen schwänzen. Und die Arbeitskollegen freuen sich, wenn man das Whiteboard im Büro wieder für arbeitsrelevante Dinge nutzt und nicht zum Notieren der letzten Trainingszeiten, Bestzeiten und Saisonziele :-P.
Oder man hat Lust auf ein kleines läuferisches Nachsaison-Experiment, da dadurch nun nicht mehr der normale Trainingsrhythmus gestört wird. So hat es mich schon länger interessiert, ob man ohne spezielle Trainingsvorbereitung 30 km laufen kann (ok, für mache Leser hier im Blog keine große Sache :-)).
Mein letzter längerer Lauf war der Halbmarathon in Freiburg am Anfang des Jahres. Danach war das Training eher auf 5 und 10 km ausgelegt mit max. Trainingslängen um die 15 km, gespickt mit 2 längeren Trails von ca. 17 km. Die letzten 6 Wochen lag das Hauptaugenmerk auf kurzen Tempoeinheiten für die letzten beiden 5 km Wettkämpfe in Saarlouis und Saarbrücken. Also beste Voraussetzungen für das Experiment ;-).
Der Start lag in St. Arnual und es sollte in Richtung Frankreich gehen auf ,zumindest zur Hälfte, unbekanntem Gelände, damit es nicht zu langweilig wird. Das Wetter war auch top und auf den ersten fünf Kilometern hat sogar die Sonne gelacht.
Erste Erkenntnis nach fünf Kilometern: die Woche Laufpause hat für herrlich frische und erholte Muskulatur gesorgt! 🙂
Weiter gings zum französischen Nachbarn und vorbei an Saargemünd, wo ein kleines Fest direkt am Wasser stattfand, was für Betrieb und Abwechslung auf dem Leinpfad sorgte. Hier hatte ich eine nette Begegnung mit der Besatzung eines kleinen Motorbootes, die mich für einen Kilometer begleitet haben und mich dabei immer wieder anfeuerten :-).
Kurz hinter Saargemünd wurde die Saarseite gewechselt und es wurde wesentlich ruhiger. Zweite Erkenntnis zu diesem Zeitpunkt: gut gedämpfte Schuhe mindern die Blasenbildung auf langen Strecken.
Hier begann nun der schönste Teil der Strecke: Natur pur, kleine Wasserfälle und keine Straße und Zivilisation weit und breit.
Erkenntnis Nummer drei bei km 22: was der Körper noch so halbwegs kennt, kann er abrufen. Bedeutet konkret, dass bis hier hin der Schnitt pro Kilometer nahezu identisch war und gar nicht mal so schlecht dazu ;-). Dann begann die Reise in mein bis dato persönliches läuferisches Neuland. Und es folgte auch schon Erkenntnis Nummer vier bei km 24: Was der Körper nicht so kennt, kann er auch nicht mehr abrufen. Bedeutet der Kilometerschnitt wurde etwas langsamer und die Sehnen und Bänder an den Knien machten sich langsam und immer deutlicher bemerkbar. Positiv zu diesem Zeitpunkt immer noch: die Mukulatur zeigte keinerlei Ermüdungserscheinung und ich hätte wenn es nur nach ihr gegangen wäre ewig in dem alten Tempo weiterlaufen können. Aber leider wurde die Probleme an den Knien von Kilometer zu Kilometer nicht wirklich besser. Aber das Ende war ja in Sicht und die 30 km also machbar. Ich muss aber zugeben, dass die letzten 2 Kilometer schon hart waren.
Erkenntnis nach dem Lauf: Muskulär alles bestens, aber die Bänder zecken noch etwas. Es stimmt wenn es heißt, dass der Bandapparat wesentlich länger braucht als die Muskulatur um sich an die langen Distanzen zu gewöhnen. Einen Marathon läuft man nicht einfach „mal so“ nebenher… aber Spaß hats gemacht! 🙂
Danke an Werner für die Beratung und danke an die musikalische Unterstützung von Eisbrecher und Andreas Kümmert…und es geht doch nichts über Eye of the Tiger auf dem letzten Kilometer! 🙂